Ndali - Lieder für die Freiheit von Süchten

Lieder für die Freiheit - 
Ein Suchthilfeprogramm für das Volk der Ndali

Die Ausgangslage

Die Ndali leben in einer sehr bergigen Region im Südwesten Tansanias, ca. vier Stunden ist man mit dem Auto von Mbeya aus nach Süden fast bis nach Malawi unterwegs auf vielen kurvigen Lehmstraßen, um ins Zentrum ihrer Region zu gelangen. In ihrem Gebiet gibt es häufiger Regen und verhältnismäßig viel Wasser, es ist immer grün auf den steilen Hügeln, an denen Mais, Süßkartoffeln, Ananas, Bananen und Bohnen wachsen. Dazwischen die wunderschöne rote Erde, aus der auch die roten Lehmziegelhäuser gebaut sind, in denen die Ndali mit ihren Familien wohnen. Viele Menschen zählen sich zum Christentum, das vor ungefähr 120 Jahren das Gebiet der Ndali erreicht hat. Menschen gehen in die Kirchen, aus denen laute Musik durch die Täler schallt. Neben Lutherischen Gemeinden und Pfingstgemeinden gibt es viele von der Herrnhuter Mission gegründete Kirchen. 
Nach unseren Untersuchungen und Gesprächen mit den Ndali im Jahr 2021 mussten wir feststellen, dass nicht alles so grün ist wie es aussieht, besonders in den Familien. Die Ndali sind recht arm. Trotz des fruchtbaren Bodens können sie ihre Waren kaum verkaufen, um Geld zu bekommen, damit sie die Schulinform für ihre Kinder bezahlen können. Armut führt zu Frust, Frust zum Trinken, Trinken zu Familienproblemen, Familienprobleme zum Trinken. 
Der christliche Glaube, scheint aufgepropft worden zu sein, es geht religiös zu, Regeln werden gepredigt, aber für ein tiefes Verständnis der biblischen Inhalte, wodurch die Ndali-Kultur von innen heraus verändert würde, scheint es noch viel Arbeit zu geben. 
Kirchgänger verlassen häufig die Gemeinden schon nach der westlich geprägten Chormusik, die Predigt wird offensichtlich als irrelevant fürs Leben wahrgenommen. Nicht wenige gehen direkt nach dem Gottesdienst in die Kneipe. Die Flasche ist für viele zum Teil des Alltags geworden; sie bringt Kraft für die Arbeit, sagen die Leute. Neben industriell hergestellten alkoholischen Getränken werden auch der traditionell gebraute Alkohol oder wirklich giftige Fusel konsumiert, auch Marihuana ist weit verbreitet. 
Bisher ist man in den Gemeinden eher so vorgegangen, Alkoholsüchtige aus der Gemeinschaft der Gläubigen auszuschließen. Echte Hilfe für Menschen mit Süchten gibt es kaum. Wie aber kann den Menschen wirklich geholfen werden? 

20-21. Januar 2022: Im Büro in Mbeya mit Vertretern der Ndali - Die Idee: ein größeres Projekt mit den Ndali zur persönlichen Beschäftigung mit der Bibel und zur Veränderung aus dem Inneren der Kultur heraus nach außen. 

Die Idee

Wir entschieden uns in mehreren Treffen mit Ndali-Vertretern, ein Suchthilfeprogramm, das Missionare in Südamerika im Umgang mit der Alkoholproblematik in der indigenen Bevölkerung entwickelt hatten, hier zu den Ndali zu bringen. Ein Kollege von mir, Scott Rayl, auch Kunstethnologe (mit ihm hatte ich zusammen in Dallas in 2016/2017 studiert) arbeitet für Storyweavers Global, eine kleine nordamerikanische Missionsorganisation, die einen wichtigen Schwerpunkt auf die Begleitung süchtiger Menschen legt und die Hilfe nicht in Psychologie alleine sieht, sondern vor allem in einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, in einer persönlichen Beschäftigung mit Gottes Wort und in der Hilfe einer Gemeinschaft von Menschen, denen die gleiche Problematik zu schaffen macht(e). Die Idee ist, dass Menschen sich in festen Gruppen für ein gutes Jahr jede Woche treffen, Bibeltexte hören und lesen, und gemeinsam Lieder lernen und singen, die sie inhaltlich und emotional berühren und sie als Ohrwurm bis aufs Feld verfolgen, wo sie mit der Hacke die schwere Arbeit verrichten. Einige dieser Lieder sollen auch in traditionellen Kunstformen der Ndali komponiert werden, um auch Menschen außerhalb der Kirchen mit der Thematik in einer Weise in Berührung zu bringen, die ihnen sehr vertraut ist. Schritt für Schritt werden die Menschen so an die Wurzeln ihres Problems geführt, und mit der Bibel, Jesus Christus und Gleichgesinnten enger vertraut. So glauben wir, werden viele Menschen wirklich zu echter Freiheit geführt.

Die Vorbereitungen

Von März bis Mai 2022 übersetzte Imani Mtafya, ein Ndali-Bibelübersetzer einige für das Programm wichtige Textpassagen aus der Bibel in seine Muttersprache. Im Mai war dann ein erster einwöchiger Suchthilfe-Lieder-Workshop mit 20 Künstlern und Pastoren angesetzt. Denn die Lieder müssen vorhanden sein, bevor die Suchthilfe-Gruppen starten können. Scott Rayl kam aus den USA, um zur Suchtthematik zu unterrichten und mit den Teilnehmern durch relevante Bibeltexte zu gehen, die als Inspiration für die Liedkompositionen dienen sollten. Mit den Bibelübersetzern zusammen achteten wir penibel auf die Inhalte der Lieder. Sind sie aussagekräftig genug und unterstützen sie die dem Programm zugrunde liegenden Werte? Am Ende konnten wir sieben neu komponierte Lieder mit Tanz und allem was dazugehört aufnehmen, alles in traditionellen Tanz- und Musikstilen der Ndali-Kultur. Ein paar Pastoren hatten bereits im letzten Jahr an einem Kurs von mir zum Gebrauch traditioneller Instrumente für die Ziele Gottes teilgenommen, aber es gab doch auch Gegenwind. Seit über einhundert Jahren haben christliche Missionare und die von ihnen ausgebildeten Pastoren alle traditionellen Musikstile abgelehnt. Wie traurig, denn dadurch ist auch den Ndali viel Potential zur Veränderung bis in den Kern der Kultur und die Identität der Menschen hinein abhanden gekommen.

Die Vorbereitungen und der Workshop mit Ndali Künstlern

Highlights beim Lieder-Workshop


Ein Teilnehmer erzählte davon, wie er früher eine Kneipe geführt hatte. Wenn in seinem Dorf etwas verbrochen wurde, stand die Polizei zuerst bei ihm vor der Tür. Er war in einer tief animistisch gläubigen Familie groß geworden, wusste Bescheid über die notwendigen Opferrituale für die Ahnengeister und lernte auch viele der Ndali-Künste darüber kennen. Über einen längeren Zeitraum war Gott an ihm am arbeiten und so kam er zum Glauben an Jesus Christus. Zuerst fühlte er sich in der katholischen Kirche wohl, weil diese den Alkoholkonsum nicht verbat. Da er selbst aber tief in der Suchtproblematik steckte, musste er sich aus seinem Umfeld lösen und wurde letztenendes Pastor in einer anderen Konfession. Er war der tatkräftigste Komponist beim Workshop, als ob Gott ihn schon für diese Aufgabe vorbereitet hatte.

Es waren viele Pastoren mit dabei, auch viele gläubige Künstler, aber auch solche, die der Kirche fern und ihrer Ndali-Kultur nahestanden. Ein älterer Künstler hat in der Mitte der Woche fröhlich sein Leben Jesus anvertraut, nachdem Scott mit der Gruppe über den verlorenen Sohn aus Lukas 15 gesprochen hatte. Was für eine Freude im Himmel und bei den Workshopteilnehmer, besonders aber beim Sohn diese älteren Mannes, ein Pastor, der beim Workshop auch anwesend war. Neuer Text



Nächste Schritte


Sieben Lieder sind noch nicht ausreichend für den Start der Suchthilfe-Bibelgruppen. Das Programm von Storyweavers Global beinhaltet zehn ineinandergreifende thematische Grundbausteine oder helfende Prinzipien, um die von Sucht betroffenen Menschen in die Freiheit zu führen. Zu jedem dieser zehn Themen sollte mindestens ein Lied vorhanden sein. Zu vier Grundbausteinen haben die Künstler sieben Lieder komponiert. Von daher soll es im nächsten Jahr noch einen weiteren Kompositionsworkshop geben Wir haben von dem Workshop im Mai viel gelernt und möchten es beim nächsten Mal besser machen, damit mehr Lieder mit hoher Qualität entstehen. 

Um Pastoren mit der Idee vertraut zu machen, möchten wir im Jahr 2023 vier oder fünf Pastorenkonferenzen im Gebiet der Ndali abhalten, eine davon auch im Nachbarland Malawi, wo viele Ndali leben. Das Ziel ist, die Pastoren darüber zu unterrichten, auch traditionelle Musikinstrumente für die Ziele Gottes zuzulassen, damit den Kultur-liebenden Ndali der Zugang zum Wort Gottes und zum Glauben an Jesus Christus nicht verbaut wird. Auch das Suchthilfeprogramm soll zusammen mit den dafür komponierten Liedern vorgestellt werden. So können die Pastoren dann losziehen, um potentielle Gruppenleiter für die Suchthilfegruppen zu finden. Diese Leiter sollen dann eine einwöchige Schulung bekommen und dann könnte es im Herbst 2023 mit den Gruppen losgehen. Die Hoffnung ist, dass Menschen wirklich Hilfe in ihrer Suchtproblematik erfahren, aber beim Nachdenken über dieses Thema auch näher zu Jesus und zu Gottes Wort in ihrer Sprache finden. Letztlich geht es um Jüngerschaft, Nachfolge, verändertes Leben aus der Kraft Gottes heraus. Und das hoffen wir, dass das auch andere Bereiche im Leben der Menschen positiv beeinflusst und dass die Teilnehmer kräftig werden, in ihrem Umfeld und ihren Gemeinden so zu leben und zu dienen, wie es Gott Freude macht.


Mitmachen?


Allgemeine Spenden, die auf unser Arbeitskonto gehen, fließen auch in diese Arbeit mit ein. Herzlichen Dank für jedes Gebet und jede Gabe, die den Menschen hier weiterhilft. 





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