Liebe Freunde, Familie und Beter!
Wir sind in Deutschland, spontan und ungeplant. Und das wegen Krankheit. Unser Sohn Samuel, in drei Monaten wird er 14, hat uns vor einem Monat erzählt, wie schlecht es ihm eigentlich geht. Äußerlich hatten wir in den letzten Monaten nicht viel bemerkt, er war fröhlich, lachte, ging zum Sport, pflegte seine Freundschaften in Mbeya, aber innerlich ging es ihm überhaupt nicht gut. Er hatte schon seit einigen Monaten größere Probleme mit dem Einschlafen gehabt und war mittlerweile emotional so im Keller, dass wir ärztliche Hilfe in Tansania in Anspruch genommen hatten.
Dort hätte man ihm aber nur sehr begrenzt helfen können.
Wir hatten SIL in Tansania und Wycliff Deutschland informiert und in Übereinkunft mit unseren Beratern entschieden, als ganze Familie nach Deutschland zu kommen, um für Samuel Hilfe zu bekommen. Wir bekamen sehr kurzfristig günstige Flugtickets für den 10. und 11. Juli. Samuel brachten wir direkt in eine Klinik in der Nähe von Gießen. Nach jetzt vier Wochen stationärer Beobachtung und Untersuchungen seiner psychischen Verfassung und einem ausführlichem Blut- und Schilddrüsencheck ist es weiterhin offen, was die Ursache für seine Schlafstörungen und emotionalen Tiefs ist. Wir versuchen ab dieser Woche, ihn ambulant weiterbehandeln zu lassen.
Klar ist, dass wir erst einmal in Deutschland bleiben möchten, bis es Samuel wieder gut geht. Eine Trennung der Familie ist für uns besonders in dieser Situation ausgeschlossen. Wir stellen uns darauf ein, dass die Kinder nach den Sommerferien in die Regelschule gehen und da mindestens bis zum Halbjahreszeugnis Ende Januar 2023 bleiben.
Noch an dem erste Juliwochenende, als Samuel sich Damaris anvertraut hat, war ich gerade in einem Sangu-Dorf, in dem die mächtigsten Zauberer der Sangu ihre Macht ausüben. Daraufhin vermutete Mponzi, ein Sangu-Bibelübersetzer, es könne sich um einen übernatürlichen Angriff auf unsere Familie handeln und hat ohne unser Wissen einen alten prophetisch begabten Christen, der sich mit okkulten Mächten gut auskennt, um Gebet gebeten. Mit der Antwort des alten Mannes kam Mponzi zu uns nach Hause. Der alte Mann bekam von Gott verschiedene Wahrheiten offenbart, die auf uns zutrafen und er sah, dass es sich bei diesem Problem mit Samuel nicht um einen Angriff aus der unsichtbaren Welt handelte, sondern Samuel einfach ärztliche Hilfe bräuchte. Das hat uns in unserem bereits getroffenen Entschluss, nach Deutschland zu fliegen, bestärkt. Dennoch ist uns bewusst, dass unsere Kinder besonders Gebet brauchen, dass sie bewahrt werden vor allem Bösen und sie aus allen Herausforderungen, die sich durch die Wechsel zwischen den Kulturen ergeben gestärkt hervorgehen, dass sie die Chancen sehen und das Gute schätzen können.
Wie geht es uns damit? Wir sind traurig, wir alle haben Samuel in diesen letzten vier Wochen sehr vermisst. Es tut uns so leid, dass es ihm nicht gut geht. Tränen fließen, Fragen kommen hoch - hätten wir ihm frühzeitiger helfen können? Als Eltern haben wir unser Bestes gegeben und jetzt merken wir, unsere Möglichkeiten, Samuel zu helfen, sind begrenzt. Das wirft uns auch auf Gott zurück. Samuel ist natürlich auch in der Phase, sich von uns abzulösen, aber so plötzlich und auf diese Weise hätten wir uns und ihm das gerne erspart.
Wir haben Gott in allem sehr fürsorglich erlebt. Dass Samuel direkt einen Platz in der Klinik bekommen hatte und dort gut betreut wurde, war überhaupt nicht selbstverständlich. Zu viert konnten wir 5 Tage auf dem Zentrum von Wycliff in Burbach-Holzhausen in der Wohnung wohnen, die unsere Kinder schon gut kennen. Dann durften wir mit unserem wenigen Gepäck in eine seit kurzem leerstehende große und lichte Wohnung in Hohenahr-Erda (bei Gießen) umziehen. Die Wohnung ist Teil des Gemeindehauses der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde. Küche und Bäder waren fertig eingerichtet. Gemeindemitglieder haben aus einem Kinderraum der Gemeinde zwei Sofas zu uns nach oben getragen, einen Sessel gebracht, Luftmatratzen, Handtücher und Bettzeug vorbereitet. Auch zwei Betten haben wir von ihnen bekommen. Kühlschrank, Gefrierfach und Schränke waren voll mit Essen. Einige Christen, auch einige, die uns noch gar nicht kannten, haben Geld zusammengelegt und eine Waschmaschine für die Gemeinde gekauft, die wir nun nutzen dürfen. Wir haben ein weiteres komplettes Kinderzimmer über Ebay Kleinanzeigen bekommen, auch von Geschwistern der Gemeinde bezahlt. Ein Ehepaar war in Urlaub gefahren und hatte uns ihren Zweitwagen für die Zeit geliehen. Wir wollten ein günstiges Auto bei einem Autohändler kaufen, auch das wurde für uns bezahlt. Freunde haben uns Geld geschenkt, sodass wir auch andere Sachen, die wir für einen längeren Aufenthalt benötigen, anschaffen konnten. So können wir auch erst einmal weiterlaufende Kosten in Tansania stemmen. Das erinnert uns an einen Vers aus dem Johannesevangelium: „Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben“ (1. Joh 4,11); oder auch: „liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Jakobus 2,8). Wir sind so sehr dankbar für diese herzliche und tätige Liebe! Wir fühlen uns wie der Mensch in der Gleichnisgeschichte Jesu, der über Bitten und Verstehen von dem barmherzigen Samariter versorgt wurde.
Was ist mit Schule und Lernhelfern? Da wir zugunsten der geplanten arbeitsreichen Monate Juli – Oktober unsere Schulferien in den Juni vorverlegt und geplant hatten, das Heimschulprogramm im Juli und August fertig zu bekommen, mussten wir nun das ganze noch nicht bearbeitete Schulmaterial für unsere drei Kinder mit nach Deutschland nehmen.
Jetzt heißt es, in den hiesigen Schulferien das Heimschulprogramm fertig zu schaffen. Von der Schule in Gießen, die Samuel und Rebekka im Jahr 2020 besucht hatten, haben wir die Zusage bekommen, dass unsere Kinder wieder in ihre Klassen zurückkehren dürfen. Wir sind sehr dankbar für diese Möglichkeit, dass sie an Bekanntes anknüpfen und mit den 2020 gewonnenen Freunden weiter Freundschaft bauen können. Das ist so wichtig für unsere Kinder, die in den vergangenen Jahren vielen Wechseln ausgesetzt waren. Für Elia überlegen wir noch, ob wir ihn in einer kleinen zweiten Klasse hier in unserem Dorf bringen oder er mit seinen Geschwistern nach Gießen auf die Schule geht. Die Lernhelfer, die uns für das kommende Quartal vermittelt wurden, haben andere Angebote bekommen und möchten ihre Zeit in anderen Projekten einbringen.
Die Woche mit den Sangu-Künstlern im Juli und das Training mit den Schauspielern im August musste ich absagen. Mittlerweile haben wir auch entschieden, die große Tour in die zwölf Sangu-Dörfer ins Jahr 2023 zu verschieben und dafür andere Projekte, die ich aus der Ferne betreuen kann, vorzuziehen. Erst war ich wirklich enttäuscht, gerade jetzt, wo wir richtig in Fahrt gekommen sind, so ausgebremst zu werden. Aber eine erfahrene Wycliff-Mitarbeiterin erinnerte mich, dass das Unvorhergesehene eher das Normale in unserem Dienst ist. Und nach ein paar Tagen des Nachdenkens komme ich zu dem Schluss, dass es vielleicht sogar ganz gut werden könnte, doch noch eine gründlichere Vorbereitung im Volk der Sangu zu haben, bevor wir sehr offensiv in den Dörfern über Josef, die Bibel und Jesus lehren.
Sehr dankbar bin ich über Mwasandube, der als mein Ethnoarts-Assistent in Mbeya die Stellung hält. Er wird nun den Führerschein machen und kann so auch mit unserem Auto in die Dörfer fahren, mit Aufnahmeequipment weitere Künstler anderer Sangu-Kunstformen aufnehmen, Beziehungen bauen, und andere Projekte unter meiner Supervision weiter voranbringen. Ich selbst werde den Schwerpunkt auf die Fertigstellung einiger zurückliegender Projekte und die Analyse von neuerem aufgenommenem Material legen. Mwasandube und ich können über eine gute Software gleichzeitig an Videoprojekten arbeiten, wie auch schon im Corona-Jahr 2020. Wir werden vergangene Projekte inhaltlich nacharbeiten und dabei werde ich auch weiter Suaheli lernen. Falls wir länger in Deutschland sind, und es Samuel wieder gut geht, könnten wir uns auch vorstellen, dass ich während unserer Zeit in Deutschland mal nach Tansania reise, um einige praktische Dinge zu tun, ein oder zwei Workshops zu gestalten, die von hier aus nicht zu delegieren sind. Wir bitten euch von Herzen, weiter für die Arbeit in Tansania zu beten und auch zu spenden. Davon können wir auch von Deutschland aus weiterarbeiten und die Projekte in Tansania finanzieren. Vor unserer Rückkehr nach Tansania möchten wir am liebsten den notwendigen Betrag für die 12-Dörfer-Tour gesammelt haben.
In Tansania halten Lukia, unsere Haushaltshilfe, und unsere Angestellten, Gärtner und Nachtwächter, die Stellung in und ums Haus. Lukia hält unser Haus und die Gästehäuser in Schuss und versorgt den Gärtner mit Essen. Sie hat auch schon damit angefangen, in ihrer Arbeitszeit Kostüme für das Josef-Theaterstück zu nähen. Auch versorgt sie unsere Katzen und die Hasen und Meerschweinchen unserer Kinder. Weiterhin betreut sie unsere neuen Hausgäste: Elianne, eine befreundete Missionarin mit ihren zwei Kindern wohnt nun in unserem Haus, bis ihr Mann ihr aus den Niederlanden nach Tansania folgen kann und sie gemeinsam an ihrem entlegenen tansanischen Wohnort ihr Projekt weiter aufbauen können. Das hat für Elianne den Vorteil dass sie jetzt erst einmal in der Stadt Mbeya nahe zu guten Bekannten wohnen kann.
Jetzt hier sein zu können mit professioneller Hilfe für Samuel und zu erleben, wie Gott uns versorgt, erfüllt uns mit Dankbarkeit und Hoffnung. Wir vertrauen darauf, dass auch diese Situation uns zum Besten dienen wird. „Denen aber, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen“ (Römer 8,28). Gott ist ein Gott, der sich der Schwachen besonders annimmt. Das glauben wir und dafür beten wir.
Wir bitten auch euch herzlich darum, inständig für Samuel zu bitten, dass Gott sich ihm in einer ganz besonderen Weise offenbart, dass Samuel die Wirklichkeit und Liebe Gottes in einer Tiefe erlebt, die er so noch nie zuvor erlebt hat und dass Gott ihn körperlich und emotional heilt und alle Helfer an seiner Seite mit Weisheit beschenkt.
Gerne dürft ihr mich zum Berichten und Erzählen in eure Gemeinde, eure Gemeindegruppe oder Hauskreis einladen. Wir freuen uns sehr, wenn wir in diesen Monaten in Deutschland auch euch ermutigen können mit Gottes großartigem Wort und mit dem, was wir mit Gott erlebt haben.
Allerherzlichst grüßen wir euch und danken euch für alles Mittragen und Beten,
euer Daniel mit Damaris, Samuel, Rebekka und Elia
Neue Adresse: Frankenbacher Str. 2, 35644 Hohenahr-Erda
Neue Handy-Nummern für die Zeit in Deutschland: 01575 4004509 (Daniel); 01575 4004513 (Damaris)
Whatsapp, Signal und Gebetsnachrichten weiterhin über unsere tansanischen Nummern:
+255 743 938 744 (Daniel) und +255 719 655 189 (Damaris)